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Monat: Juni 2020

Mehr als 100 Jahre Rudern in Neustrelitz

Wanderrudern ist Kult

Vor über 100 Jahren, am 15. November 1911, einem Mittwoch, wurde aus einer Idee Realität. Von sieben Studierenden des Technikums Alt-Strelitz wurde der Ruderclub Neustrelitz ins Leben gerufen. So wechselvoll, wie die Geschichte Deutschlands in diesen 100 Jahren war, so wechselvoll war auch die Geschichte des Rudersports in Neustrelitz.

Das alte Bootshaus vom WSV

Ihr erstes Standquartier war das Restaurant Helgoland, welches auch Namensgeber für den Ruderclub war. 1912 wurden dann die ersten Boote in Berlin erworben und auf dem Wasserweg nach Neustrelitz überführt. Mitbegründer und 1. Vorsitzender des Vereins war Hans Ries aus Berlin, welcher auch als großer Förderer in Erscheinung trat.

Ausfahrt im Doppelachter Königin Luise

Das schwerwiegendste Ereignis für diesen jungen Club war der Brand des Bootshauses neben dem Restaurant Helgoland am 11. März 1913, dem 18 Boote, darunter 5 inzwischen vom Ruderclub beschaffte Boote, zum Opfer fielen. Wie die jüngste Geschichte beweist, war dieser herbe Rückschlag für den Verein und seine Mitglieder kein Grund zu kapitulieren. Schon am Tage nach dem Brand war in der „Landeszeitung ´´ zu lesen:

´´ Wie wir erfahren, beabsichtig der Ruderclub „Helgoland´´ nicht, sich infolge der Vernichtung seiner Boote aufzulösen. Es werden sofort neue Boote bestellt, damit der gesunde und erfrischende Rudersport in unserer Stadt nicht wieder einschläft!„
(Auszug aus der Festrede 100 Jahre Rudern in Neustrelitz)

So hat alles angefangen im Jahr 1911, mittlerweile sind es nun schon 109 Jahre Rudern in Neustrelitz. Noch immer rudern wir gemeinsam jeden Mittwoch über den Zierker See.
Auch an den Wochenenden treffen wir uns gelegentlich zu gemeinsamen Ausfahrten und gemütlichen Grillabenden.
Unsere Mitglieder kommen aus den unterschiedlichsten Berufen und erfreuen sich der Entspannung und Erholung, die der Wanderrudersport mit sich bringt. Wir sind 20 aktive Ruderer im Alter von 30 bis 80 Jahren.
Im Winter halten wir uns in unserer Sporthalle auf dem Ruderergometer oder im Kraftraum fit.

Erschöpft, aber glücklich nach einer Ausfahrt auf dem Zierker See

Interessenten, die den Rudersport erlernen oder wieder damit anfangen möchten, sind uns jederzeit herzlich willkommen. Treffpunkt ist jeden Mittwoch ab 16:30 Uhr an der Bootshalle auf dem Gelände des Wassersportvereins Neustrelitz.

Sven Thorsten Hartmann
Ruderwart

neuer Vierer für die Masters

Wir freuen uns und sind stolz darauf einen neuen Doppelvierer unser eigen zu nennen. In der letzten Woche konnten die Masters den Vierer von der Firma Empacher in Empfang nehmen und zum Ruderverein bringen.

Im letzten Jahr wurde mit viel Fleiß und Engagement von Seiten der Masters Ruderer Sponsorengelder gesammelt für einen neuen Doppelvierer. Der Alte ist mittlerweile in die Jahre gekommen und bei Wettkämpfen nicht mehr konkurrenzfähig.

Da von Seiten des Vereins keine Mittel zur Verfügung standen haben die Masters sich im letzten Jahr um die Finanzierung gekümmert und somit konnte das Boot bestellt werden.

Über den zukünftigen Namen muss noch abgestimmt werden und eine ordentliche Bootstaufe steht auch noch aus. Das werden wir dann in naher Zukunft mit Freude übernehmen. Der Vorstand bedankt sich für diese tolle Bereicherung unseres Bootsparks!

Zweisamkeit – die neue Freiheit im Wanderrudern

Sie ist nicht jedermanns Sache – die im Wanderrudern seit Wochen verordnete Zweisamkeit, wenn man nicht gerade im Einer seine Kilometer absitzen will. Ja, auch in unserem Verein gibt es den einen oder anderen Ruderkameraden, der geradeheraus sagt: „Da mach ich nicht mit. Ich warte, bis wir wieder im Großboot rudern können.“ Man kann eben niemanden zu seinem Glück zwingen. Denn diese neue Einsam- oder Zweisamkeit, sprich: Rudern nur im Einer oder zu zweit im ungesteuerten Zweier (aus einem Hausstand) bzw. Dreier (mit Lücke für zwei RK aus verschiedenen Hausständen) kann in Corona-Zeiten eine gewisse, nicht zu unterschätzende Freiheit bedeuten: Man hat das Bootshaus für sich allein, kann seine Rudertermine – zumindest in solch einem kleinen Verein wie dem Anklamer Ruderklub – fast nach Lust und Laune planen und auch auf dem Wasser trifft man seit Wochen nur sehr wenige Freizeitsportler. Selbst die Kommunikation ist zur Nebensache geworden, denn die Bootsplanung erfolgt online, die wichtigsten Informationen werden kurz und knapp über eine App ausgetauscht, und sollte man zufällig doch andere Ruderkameraden auf dem Wasser treffen, so sind diese meistens in der anderen Richtung unterwegs und werden nach einem kurzen Hallo ruck, zuck von der Strömung fortgetrieben. Und dann ist man wieder allein mit sich und der Natur. Diese Idylle kann berauschend sein. Auf der Peene trifft man z.B. seit Wochen bei jeder Ausfahrt ab 20 km zwischen zehn und zwanzig (manchmal auch mehr) Seeadler. Man muss lernen, diese Freiheit zu genießen, sich Zeit zu lassen und umzuschauen. Dann kann man sich sogar mal an einem Weißkopfseeadler erfreuen, der das kleine Boot vom Baum aus nur neugierig beäugt und ganz dicht an sich vorbeiziehen lässt, oder einem Exemplar, der nur wenige Meter vom Boot entfernt mit nur einer Kralle einen großen Fisch aus dem Wasser holt. Man ist so fasziniert, dass man sogar vergisst, die Kamera herauszuholen.

Dass zurzeit einige RK unseres doch recht kleinen Vereins diese Zweisamkeit genießen, macht sich im Fahrtenbuch bemerkbar: Trotz verordneter mehrwöchiger Corona-Zwangspause wurden bereits 3.300 Boots-km gerudert. 

Eines gab es vor Corona im Anklamer Ruderklub noch nie: Eine Wanderfahrt an Himmelfahrt ausschließlich in Einern und Zweiern. Für viele RK war es die erste Wanderfahrt in diesem Jahr. Und leider war entsprechendes Bootsmaterial auch nur begrenzt verfügbar. Aber alle haben die Ausfahrt auf Peene und Kleinem Haff genossen. Auch ein Imbiss in der Marina Karnin war möglich, selbstverständlich unter Einhaltung der Abstandsregeln. Und in genau solchen Situationen sehnt man sich dann plötzlich doch nach der Gemeinsamkeit bei Wanderfahrten und Vereinsveranstaltungen zurück – ohne Kontaktverbote und Abstandsregeln. 
Bleibt zu hoffen, dass schon bald wieder alle RK regelmäßig gemeinsame Ausfahrten im Großboot unternehmen können, damit sich niemand ausgegrenzt fühlt oder gar die Lust an diesem schönen Sport verliert. Denn es ist und bleibt ein Mannschaftssport.