Sie ist nicht jedermanns Sache – die im Wanderrudern seit Wochen verordnete Zweisamkeit, wenn man nicht gerade im Einer seine Kilometer absitzen will. Ja, auch in unserem Verein gibt es den einen oder anderen Ruderkameraden, der geradeheraus sagt: „Da mach ich nicht mit. Ich warte, bis wir wieder im Großboot rudern können.“ Man kann eben niemanden zu seinem Glück zwingen. Denn diese neue Einsam- oder Zweisamkeit, sprich: Rudern nur im Einer oder zu zweit im ungesteuerten Zweier (aus einem Hausstand) bzw. Dreier (mit Lücke für zwei RK aus verschiedenen Hausständen) kann in Corona-Zeiten eine gewisse, nicht zu unterschätzende Freiheit bedeuten: Man hat das Bootshaus für sich allein, kann seine Rudertermine – zumindest in solch einem kleinen Verein wie dem Anklamer Ruderklub – fast nach Lust und Laune planen und auch auf dem Wasser trifft man seit Wochen nur sehr wenige Freizeitsportler. Selbst die Kommunikation ist zur Nebensache geworden, denn die Bootsplanung erfolgt online, die wichtigsten Informationen werden kurz und knapp über eine App ausgetauscht, und sollte man zufällig doch andere Ruderkameraden auf dem Wasser treffen, so sind diese meistens in der anderen Richtung unterwegs und werden nach einem kurzen Hallo ruck, zuck von der Strömung fortgetrieben. Und dann ist man wieder allein mit sich und der Natur. Diese Idylle kann berauschend sein. Auf der Peene trifft man z.B. seit Wochen bei jeder Ausfahrt ab 20 km zwischen zehn und zwanzig (manchmal auch mehr) Seeadler. Man muss lernen, diese Freiheit zu genießen, sich Zeit zu lassen und umzuschauen. Dann kann man sich sogar mal an einem Weißkopfseeadler erfreuen, der das kleine Boot vom Baum aus nur neugierig beäugt und ganz dicht an sich vorbeiziehen lässt, oder einem Exemplar, der nur wenige Meter vom Boot entfernt mit nur einer Kralle einen großen Fisch aus dem Wasser holt. Man ist so fasziniert, dass man sogar vergisst, die Kamera herauszuholen.
Dass zurzeit einige RK unseres doch recht kleinen Vereins diese Zweisamkeit genießen, macht sich im Fahrtenbuch bemerkbar: Trotz verordneter mehrwöchiger Corona-Zwangspause wurden bereits 3.300 Boots-km gerudert.
Eines gab es vor Corona im Anklamer Ruderklub noch nie: Eine Wanderfahrt an Himmelfahrt ausschließlich in Einern und Zweiern. Für viele RK war es die erste Wanderfahrt in diesem Jahr. Und leider war entsprechendes Bootsmaterial auch nur begrenzt verfügbar. Aber alle haben die Ausfahrt auf Peene und Kleinem Haff genossen. Auch ein Imbiss in der Marina Karnin war möglich, selbstverständlich unter Einhaltung der Abstandsregeln. Und in genau solchen Situationen sehnt man sich dann plötzlich doch nach der Gemeinsamkeit bei Wanderfahrten und Vereinsveranstaltungen zurück – ohne Kontaktverbote und Abstandsregeln.
Bleibt zu hoffen, dass schon bald wieder alle RK regelmäßig gemeinsame Ausfahrten im Großboot unternehmen können, damit sich niemand ausgegrenzt fühlt oder gar die Lust an diesem schönen Sport verliert. Denn es ist und bleibt ein Mannschaftssport.