Zur aktuellen Situation bei den hiesigen Top-Ruderern antwortete Olympiastützpunkt-MV-Trainer René Burmeister auf die Fragen von NNN-Redakteur Peter Richter.
Fangen wir mit Weltmeister Hannes Ocik an, Schlagmann des Deutschland-Achters. Wie ist bei ihm der Stand der Dinge?
René Burmeister: Hannes trainiert zwar erst seit Februar wieder zusammen mit Jakob Schneider, seinem Weltmeister-Kollegen vom Ruderklub am Baldeneysee Essen, aber im Gegensatz zum Vorjahr war diesmal eine gemeinsame Vorbereitung möglich. Ich glaube, die beiden haben noch mal einen guten Schritt gemacht.
Malte Daberkow hingegen durfte nicht mit ins Camp nach Portugal. Seine Enttäuschung dürfte riesengroß gewesen sein.
Ja, natürlich. Aber Malte und sein Zweier-Partner Nico Merget (Frankfurter RG Germania 1869) haben sich gut aufgerafft nach dem Motivations-Loch, in das sie da gefallen sind. U23-Trainer Peter Thiede*, der die beiden zu Hause in Dortmund betreute, war zufrieden mit ihnen.
Bleiben wir noch bei den Riemen-Spezialisten. Hier gab es ja im weiblichen Achter 2017 eine besondere Situation. Gibt es sie noch?
Im vorigen Jahr war das ein reines U23-Projekt, da war der A-Bereich ausgeschlossen. Der Achter mit unseren Mädchen Frauke Hacker, Carolin Dold und Leah Labudde** wurde bei der U23-WM in Plovdiv Vierter. Mit dem Blick auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio hat die Bildung eines Achters weiterhin Priorität, aber jetzt sozusagen wieder für alle, für die A-Frauen und die U 23.
Frauke und Caro hatten einen Zweier gebildet, Letztere wechselte dafür extra von der Backbord- auf die Steuerbord-Seite. Doch diese Variante ist mittlerweile vom Tisch, oder?
Ja, zu meiner Enttäuschung, muss ich sagen. Weil leider beide auch zu ungünstigen Zeitpunkten mit Krankheiten zu tun hatten und deshalb zum Beispiel bei der Kaderüberprüfung Anfang Dezember in Dortmund fehlten, traf Bundestrainer Sven Ueck die Entscheidung, dass Frauke gemeinsam mit der Potsdamerin Anna Härtl fährt und Caro mit der ebenfalls in Potsdam lebenden Sina Kühne vom Dresdner RV.
Zu den Skullern. Wie steht es um Julia Leiding?
Ihr kann ich eine gute Entwicklung bescheinigen. Im Camp in Portugal wurde vermehrt Doppelvierer und Doppelzweier gefahren. Wir haben auch hier vor Ort ein Trainingslager durchgeführt. Auch wenn es sehr kalt und windig war, hat sie sich trotzdem rausgetraut und gequält. Über Julia brauche ich mich nicht zu beschweren. Bei ihr war soviel Belastung möglich wie noch nie um diese Zeit, weil sie anders als sonst gesund geblieben ist.
Stephan Krüger steuert offenbar ernsthaft seine vierten Olympischen Spiele an?
Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, ist er jedenfalls von den Belastungen sehr weit vorn dabei. Ich glaube, wir können einiges von ihm erwarten. Was mich an ihm – der ja als Vereinskamerad früher auch mein direkter Kontrahent war – immer wieder beeindruckt, ist, was er in allen Komponenten – Schnell- und Maximalkraft sowie Ausdauer – in den Wettkämpfen rausholt.
Bleibt Marie-Louise Dräger, die ja ebenfalls zum vierten Mal Olympia als Aktive erleben möchte.
Mit Marie habe ich eher wenig zu tun. Sie hat ihr Boot bei uns in Kessin, trainiert hier, und auch wenn sie immer schon Einzelkämpferin war, ist sie doch auf sich allein gestellt beziehungsweise lässt sich, soviel ich weiß, von ihrem Lübecker Heimtrainer Björn Lötsch per Internet und Video betreuen. Ich bin gespannt darauf, wie sie jetzt in Leipzig abschneidet.
* ehemals ORC Rostock, nahm als Achter-Steuermann an vier Olympischen Spielen teil (Silber 1996 in Atlanta), wurde darüber hinaus Weltmeister 1993, 1995 und 2006 ** wie Carolin Dold vom Greifswalder RC Hilda 1892, hat aber inzwischen ihre Laufbahn beendet
Text: Peter Richter/NNN