Die Schweriner Rudergesellschaft hat Olympia-Ruderer Hannes Ocik nach seiner Rückkehr aus Tokio am Bootshaus empfangen. Hannes hatte als Schlagmann im Deutschlandachter die Silbermedaille gewonnen.
Die Silbermedaille um den Hals, im roten Team-Deutschland-Shirt kam Hannes sozusagen nach Hause. Dorthin, wo vor vielen Jahren Hannes‘ Ruderkarriere begonnen hat: Zum Vereinsgelände der Schweriner RG. Lässig ging Hannes unter dem Spalier aus SRG-Riemen hindruch, zu dem sich die Ruderjugend des Vereins aufgestellt hatte. Langer Applaus, viel Anerkennung, noch mehr Respekt und viele neugierige Fragen bestimmten den sonnigen Olympia-Silber-Nachmittag bei der Schweriner Rudergesellschaft.
„Ich merke schon, dass die letzten vier, fünf Monate nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind. Die mehreren Monate in Tokio, das hat schon einiges an Körnern gekostet“, berichtete Hannes während der lockeren Feierstunde. Das Team des Deutschlandachters war schon mehrere Wochen vor den olympischen Wettbewerben nach Tokio gereist, um sich dort auf die Rennen vorzubereiten. Dort gelten für Sportler und Betreuer strikte Corona-Schutz-Regeln. Das bedeutete über Wochen auch: wenige Kontakte außerhalb der Mannschaft, wenig erleben außer rudern. Am entscheidenden Finaltag hatten auch am SRG-Bootshaus über 50 Mitglieder das Rennen mitten in der Nacht vor dem Fernseher mitverfolgt. „Es ist so schön, Euch da gesehen zu haben. Wir sind ganz begeistert dabei gewesen“, fasste der SRG-Vorsitzende Stephan Möller die Stimmug im Verein zusammen. „Für den Verein bist Du ein Aushängeschild. Du tust uns gut.“ So sei es dem Verein möglich, die Jugendabteilung zu unterstützen, wenn die SRG eines von Hannes‘ Trainingsbooten weiterverkauft, zudem unterstütze Hannes die SRG zum Beispiel, indem er Ergometer-Geräte für die Trainingsräume sponsert.
Möller sprach dabei auch die Frage an, wie Höchstleistungen in so genannten Randsportarten in Deutschland wahrgenommen und gewürdigt werden: „Athlethen in den Randsportbereichen stehen nur zu Olympia und zu Weltmeisterschaften im Mittelpunkt. Schön wäre, wenn Sportler auch dazwischen mehr Unterstützung bekommen.“ Hannes stimmte dem zu, wenn es um die Frage geht, welchen Stellenwert Spitzensport hat – im Vergleich zur finanziellen Ausstattung von etwa Profifußballspielern. „Diese Silbermedaille ist das Ergebnis von fünf Jahren Vorbereitung. Für eine Silbermdaille gibt es eine Prämie von 15.000 Euro, die finanzielle Wertschätzung ist in Deutschland schon schwierig“, sagte Hannes Ocik. Er betonte in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass in seinem Fall die Unterstützung durch seinen Arbeitgeber eine ebenso wichtige Hilfe sei. Hannes Ocik ist Polizeimeister bei der Landespolizei MV.
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Torsten Renz (CDU), Hannes oberster Dienstherr, hat in diesem Zusammenhang schon etwas vorbereitet. Renz kündigte auf dem Empfang der SRG an, dass Hannes eine Beförderung im Polizeidienst erhalten soll: „Diese sportliche Leistung bedarf einer Beförderung.“ Über die Details soll Mitte des Monats gesprochen werden. Glückwünsche gab es auch von Sportministerin Stefanie Drese (SPD): „Sie sind ein ganz tolles Aushängeschild für den Rudersport, die Landeshauptstadt Schwerin und für das ganze Land Mecklenburg-Vorpommern.“
Die Silbermedaille aus Tokio ist nach dem zweiten Platz in Rio 2016 das zweite Olympia-Edelmetall in Hannes‘ Medaillen-Sammlung: „Ich bin unfassbar stolz, ganz viele, die hier stehen, haben einen kleinen oder größeren Anteil. Arbeitgeber, Sportministerium, Sponsoren, Verein. Das war eine besondere Situation, und die haben wir gemeinsam gut gemeistert.“ Für Hannes Ocik beginnt nun eine Phase, die man wohl als Entspannung bezeichnen kann; dabei könnte es auch um seine sportliche Zukunft gehen. Dazu wollte Hannes am Freitag noch keine Angaben machen.
Nach dem offiziellen Teil beim Empfang auf der Restaurant-Terrasse gab es einerseits ein Finger-Food-Buffet vom Restaurant Ruderhaus und die Gelegenheit, auf Hannes Ociks neue Silbermadaille anzustoßen, andererseits war das für viele Schweriner Nachwuchsruderer auch die Gelegenheit, ihr Vorbild mit Fragen zu löchern: Zum Gewicht der Medaille, zur Gravur am unteren Rand (dort steht die Disziplin), zum Training, zu Tokio und zum Rudern überhaupt. Am Ende des Nachmittags hatte Hannes zig Autogrammkarten verteilt und auf mindestens einem SRG-Trikot unterschrieben.
Die Schweriner Rudergesellschaft hatte Hannes zu Ehren zum Empfang im Restaurant Ruderhaus geladen. Gäste waren neben vielen Vereinsmitgliedern Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Torsten Renz (CDU), Sportministerin Stefanie Drese (SPD), Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD), Stadtpräsident Sebastian Ehlers (CDU), Andreas Bluhm, Präsident des Landessportbundes und Christian Lossmann, Vorsitzender des Landesruderverbandes.
Früher am Tag hatte sich Hanes bereits in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Schwerin eingetragen. Der nächste Termin des Deutschlandachters ist der SH-Netz-Cup auf dem Nordostseekanal am 29. August.